Die Zigarre erlebt derzeit eine Renaissance über Geschlechter- und Altersgrenzen hinweg. Petra Heinrichs arbeitet in dritter Generation in dem 1908 von ihrem Großvater gegründeten Traditionsunternehmen Pfeifen Heinrichs. Die Kundschaft hat sich seit ihrer Lehrzeit Ende der 80er grundlegend geändert.
Die Businesswelt dreht sich immer schneller. Eine Videokonferenz jagt die nächste, die Termintaktung nimmt zu. Da tut eine Auszeit schon mal gut. „Eine Zigarre kann man nicht mit Hektik rauchen, man nimmt sich automatisch eine Auszeit dafür“, sagt Petra Heinrichs. Die 50-Jährige ist die mittlere Tochter von Peter Heinrichs. Dessen Vater gründete 1908 ein Kölner Tabakwarengeschäft, das heute als Pfeifen Heinrichs internationales Renommee besitzt. Ab 1988 machte Petra Heinrichs hier ihre Lehre, arbeitet heute mit ihren zwei Schwestern im Unternehmen, das von der Mutter geführt wird. „Das ist für mich sehr schön, hier zu arbeiten“, sagt sie. „Wir sind im Tabakwarengeschäft, im Pfeifen- und Zigarrenbereich wirklich weltweit bekannt.“
Und sie weiß, was sie da verkauft. „Ich rauche selber Zigarre und für mich kommt es darauf an, dass sie gut zieht, dass sie gut gerollt ist, am besten natürlich eine handgefertigte.“ Zigarren werden übrigens nicht nur von Frauen gerollt. „Es gibt auch Männer“, berichtet Heinrichs. „Aber egal, ob Zigarrenroller oder Zigarrenrollerin, diese Menschen haben einfach das Gefühl in den Fingerspitzen, was eine gute Zigarre ausmacht.“
Die Klientel im edel eingerichteten Geschäft am Kölner Neumarkt hat sich seit Heinrichs Lehrzeit kolossal gewandelt. „Früher waren es ganz wenige Zigarrenraucher und dann meistens der ältere Herr“, erinnert sie sich. „Heute sind es auch viele jüngere Leute, die nach der Auszeit mit der Zigarre suchen.“ Auch viele Frauen sind darunter. „Ja“, sagt Heinrichs, „auch Frauen nehmen sich heute gerne den Moment Ruhe.“ Allerdings mit einem kleinen Unterschied. „Männer machen wirklich nichts, wenn sie rauchen, verlieren sich in sich selbst. Wir Frauen machen meistens immer noch etwas nebenbei, lesen ein Buch oder im Laptop.“
Männer und Frauen treffen sich aber heute auch gerne in Clubs zum gemeinsamen Rauchen. Auch Pfeifen Heinrichs betreibt eine Bar. „Dann eignet sich die Zigarre auch gut zum Netzwerken“, so Heinrichs. „Wenn Sie hier drei verschiedene Menschen, die nichts miteinander zu tun haben, in unserer Bar zusammensetzen, werden die sich früher oder später unterhalten und sie werden sich finden.“
Als Statussymbol würden die heutigen Kunden die Zigarre kaum noch nutzen, sagt die Expertin. Es sei eher ein Genussmittel, das gar nicht teuer sein muss. „Ich habe hier gerade eine liegen, eine maschinell hergestellte, die ich gerne rauche. Die kostet 2,40 Euro“, zeigt Heinrichs auf ein günstigeres Exemplar. Aber sie hat auch eine klare Favoritin: „Davidoff. Eine dominikanische, die gibt es in allen Stärken von mild bis stark, aber sie ist zu 100 Prozent immer hervorragend.“
Beitragsbild: Pfeifen Heinrichs