MeisterBrumm. Im Schuhmacherhandwerk gibt es aktuell in etwa 1.700 Betrieben nur noch 3.500 Beschäftigte. Wie man ein Schuhmacher-Geschäft mit Optimismus und besonderem Service erfolgreich betreibt, zeigt „MeisterBrumm“ in Overath.
Mittwochsvormittags ist zu. Den Morgen nutzt Rolf Brumm, um das Netz an Reparatur-Annahmestellen abzufahren, das er sich als Schuhmacher „MeisterBrumm“ seit seiner Selbstständigkeit 1986 aufgebaut hat. Rund 120 Kilometer ist er dann unterwegs. Er muss nach Köln-Flittard zum Beispiel und nach Schlebusch, nach Odenthal und Schildgen. 20 Annahmestellen sind es bis heute geworden, in Köln, Leverkusen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis, plus einem 24/7-Service an seiner Werkstatt am Overather Busbahnhof. Dort kann man Schuhe und einen Reparaturauftrag auch nachts in einer gesicherten Vorrichtung hinterlegen.
Ohne diese große Zahl an Annahmestationen wäre es auch schwierig für Rolf Brumm. „Um unser Handwerk ist es sehr schlecht bestellt: Ich bin den Weg mit den Annahmestellen schon früh gegangen und das hat mir bis heute sehr geholfen. Ich mache meinen Job immer noch gerne, fahre jeden Tag gerne zur Arbeit.“
Auf der Theke des Werkstattraumes wirbt ein Flyer der Initiative Schuh-Bonus für die nachhaltige Idee, die das Schuhmacherhandwerk seit der Frühzeit der Menschheit ausmacht: Reparieren statt wegwerfen. Daneben stehen auf dem Flyer auch diese Zahlen: Nur noch 1.712 Reparaturbetriebe gab es 2021 in Deutschland. 1950 waren es noch weit über 75.000. Nur noch 30 Auszubildende gäbe es in ganz Deutschland, schätzt Brumm.
Die Gründe liegen hier mal nicht auf der Hand, sondern zeigen sich an den Füßen unserer Gesellschaft: Kunstleder, Synthetik, Sneaker, selbst im Businessbereich. Der Kundentyp Businessmann brachte Brumm an Samstagen gute Umsätze, doch seit der Home-Office-Zeit während Corona hat sich die Schuhmode auch im Geschäftsbereich grundlegend und zu Ungunsten des Schuhmacherhandwerks verändert. Nur ein Exempel für das neue Konsumverhalten der Kundschaft in der Schuh- und auch Schuhmacherbranche. „Man kann jeden Schuh reparieren, aber es kommt auf die Qualität des Schuhs an, ob sich das für den Kunden lohnt.“ Gegen Billigimporte richtet sich ebenso die Initiative Schuh-Bonus mit dem Flyer.
In Overath ist Brumm seit 2000, den jetzigen Standort am Busbahnhof betreibt er seit 2011. Letzten Juli brachte Brumm eine Photovoltaikanlage auf dem Dach an, mit dem Strom laufen die Maschinen und die neuen LED-Leuchten. Ein „MeisterBrumm“-Schriftzug ist auch auf dem E-Lastenrad angebracht, das Brumm unter anderem für Schuhtransporte nutzt. Aber auch für den täglichen 20-Kilometer-Arbeitsweg von Eikamp nach Overath und zurück. „Nur nicht jetzt an den dunklen Tagen, im März wieder“, sagt Brumm.