Neben Personalproblemen und Kostensteigerungen bei Energie, Lebensmitteln und Logistik sehen die Gastronomen in NRW die (Wieder-)Heraufsetzung der Umsatzsteuer von sieben auf 19 Prozent als größte Herausforderung 2024. Das ergibt eine Umfrage der DEHOGA.
Ein herausforderndes Jahr liegt vor der Gastrobranche. Für Speisen, die vor Ort verzehrt werden, müssen die Betriebe nun wieder 19 statt sieben Prozent Umsatzsteuer auf die Rechnungen der Kunden schreiben. Wegen der Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie galt seit dem 1. Juli 2020 der herabgesetzte Steuersatz von sieben Prozent. Udo Güldenberg, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA in Rhein-Berg und Inhaber des Gronauer Wirtshaus in Bergisch Gladbach: „Wir haben das als Hilfe bekommen und das brauchten wir auch, um den Umsatz zu halten und Gewinn zu generieren, also kein Minus zu machen.“ Wegen der Anhebung der Steuer empfiehlt der DEHOGA dem Gastgewerbe, die Preise nachzukalkulieren. Im Gronauer Wirtshaus bleibt Güldenberg beim Jägerschnitzel an der Untergrenze dieser Empfehlung und erhöht moderat von 17,80 Euro auf 19 Euro. Beim argentinischen Rind allerdings muss Güldenberg zehn bis elf Prozent aufschlagen, hier machen sich neben der erhöhten Umsatzsteuer die gestiegenen Logistikkosten deutlich bemerkbar. „Da muss man anders reagieren. Wir nagen nicht am Hungertuch, aber wir müssen geschäftlich im Reinen sein, also Gewinn machen.“
Udo Güldenberg,
Inhaber des Gronauer Wirtshaus, ist Vorsitzender des DEHOGA Rhein-Berg.
Das werden laut DEHOGA mittelfristig nicht alle Gastromomen schaffen. Rund 15 Prozent der Gastronomiebetriebe, so der Verband, könnten unter den verschärften Rahmenbedingungen nicht mehr gewinnbringend arbeiten. Eine Zahl, die auch viele Politiker dazu gebracht hat, für eine Beibehaltung der Sieben-Prozent-Regel zu plädieren – vor allem auf Kommunal- und Landesebene. „Aber das ist nun mal Bundespolitik“, so Güldenberg. Zusätzlich schmälern gestiegene Personal-, Lebensmittel- und Energiekosten den Gewinn der Betriebe.
An einer Umfrage des DEHOGA im Dezember nahmen 3.746 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland teil, 1051 aus NRW. Vier Fünftel (80,6 Prozent) sehen die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen als größte Herausforderung für das laufende Jahr an. Es folgen steigende Kosten bei Lebensmitteln (79,3), Personal (78,9) und Energie (74,4). Die Kostenprobleme überlagern auch das Problem zunehmender Bürokratie (69,6) und den akuten Mitarbeitermangel (60,9). „Die Mehrwertsteuererhöhung wird die anhaltende Kostendynamik verschärfen“, ist sich Patrick Rothkopf, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen, sicher. „Der reduzierte Mehrwertsteuersatz hat geholfen, die Kostensteigerungen zu dämpfen. Viele Gastronomen, Kantinenbetreiber, Caterer und Kita- und Schulverpfleger werden die Steuererhöhung deshalb umlegen müssen.“ Nach Einschätzung der Branche bedeuten Steuererhöhung und die weitere Kostendynamik eine Preisanpassung von durchschnittlich 14,3 Prozent für das neue Jahr.