Bei der Etikette im Business ist ein deutlicher Kulturwandel zu spüren. Das „Du“ gewinnt die Oberhand nun auch im klassischen Businessbereich. Nicht wenige Mails werden mit dem Hashtag #gerneperdu versehen, um das förmlichere „Sie“, wenn es von beiden Seiten gewünscht ist, schon im Vorfeld zu vermeiden.
Noch vor wenigen Jahren war das völlig unmöglich: Einen Geschäftspartner im Online-Meeting oder am Telefon einfach zu duzen ging gar nicht. Es gab immer schon Branchen, in denen das „Du“ meistens nach der ersten Begegnung üblich war, Werbeagenturen oder TV-Produktionsfirmen zum Beispiel. Doch das „Sie“ verschwindet nun auch aus dem klassischen Business-Bereich – langsam, aber allmählich wie die Krawatte. Das „Du“ ersetzt die förmlichere Ansprache wie die Sneaker die rahmengenähten Leder-Schuhe. Alles im Wandel. Der Hashtag #gerneperdu wird immer häufiger in die Mail-Signatur eingefügt und bietet das „Du“ nun auch schon aus der Ferne an.
Mit der Absage an die althergebrachten Konventionen haben große Unternehmen schon vor einigen Jahren begonnen. Im Otto-Konzern verzichtet man schon seit 2016 auf das „Sie“, um Hierarchien zu glätten. Daimler und Continental haben etwa zur gleichen Zeit die Krawattenpflicht an den Nagel gehängt und viele Versandunternehmen sind dazu übergegangen, die Kundinnen und Kunden generell zu duzen – ob gewünscht oder nicht.
Bemerkenswert ist, wie schnell sich heutzutage solche Umgangsformen ändern können. Sprachwissenschaftlerin Stefanie Stricker von der Universität Bamberg spricht von einem „Sprachwandel, der schon innerhalb einer Generation zu Änderungen führt“. Woher dieser schnelle Wandel kommt, ist offensichtlich: In den Sozialen Medien hat das „Sie“ eigentlich noch nie eine echte Chance gehabt. Abgesehen vielleicht von LinkedIn. Und auch da wird immer mehr geduzt.