Die Rekordzahlen an Krankheitstagen von Arbeitnehmern für das Jahr 2023 sind alarmierend. Gesundheitsexperten raten Unternehmen dringend dazu, gerade auch für Menschen, die flexible Arbeitsmodelle nutzen, ein begleitendes betriebliches Gesundheitsmanagement zu etablieren, um sie vor Stress, Überforderung und entsprechend hohen Fehlzeiten zu schützen – auch im eigenen Interesse.
Fachkräftemangel und hohe krankheitsbedingte Fehlzeiten: Eine ungute Kombination für Unternehmen, die auf Produktivität und ein motiviertes Personal bauen müssen. Die von Krankenkassen veröffentlichten Zahlen der krankheitsbedingten Ausfälle für das Jahr 2023 sind extrem hoch. In den Statistiken von DAK und TK sind die Krankenstände auf Rekordzahlen hochgegangen. Laut DAK belief sich 2023 der durchschnittliche Krankenstand in der gesetzlichen Krankenversicherung auf rund 6,76 Prozent und ist damit im Vergleich zum hohen Wert des Vorjahres (5,6 Prozent) nochmal um rund 20 Prozent und ein Rekordhoch gestiegen. Der Krankenstand gibt an, wie viel Prozent der Erwerbstätigen an einem Kalendertag durchschnittlich arbeitsunfähig erkrankt waren.
Die krankheitsbedingen Fehlzeiten bei der Techniker Krankenkasse (TK) versicherten Erwerbstätigen haben im letzten Jahr ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht. So war jede bei der TK versicherte Erwerbsperson 2023 im Schnitt 19,4 Tage krankgeschrieben. Im Jahr 2022 war mit bereits rund 19 Fehltagen ein bisheriger Rekordwert erreicht, jetzt ist es der höchste Wert seit Beginn der TK-Auswertungen zum Krankenstand im Jahr 2000. Damit lagen die Fehltage auch im letzten Jahr deutlich über dem Niveau von vor der Coronapandemie. 2019 war jede TK-versicherte Erwerbsperson im Schnitt 15,4 Tage krankgeschrieben.
„Hauptgrund für die hohen Fehlzeiten sind wie im Vorjahr Krankschreibungen aufgrund von Erkältungskrankheiten wie grippale Infekte, Bronchitis oder Grippe. Sie machen mehr als ein Viertel der Fehltage aus“, so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Es gab zwar einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2022. Aber die Erkältungskrankheiten haben Deutschland nach wie vor im Griff.“ Die durchschnittliche Fehlzeit aufgrund von Erkältungskrankheiten belief sich 2023 auf durchschnittlich 5,11 Fehltage je Erwerbsperson; 2022 waren es 5,75 Fehltage und 2019, vor der Coronapandemie, 2,3. Direkt dahinter auf Platz zwei der häufigsten Gründe für eine Krankschreibung liegen psychische Erkrankungen mit durchschnittlich 3,6 Tagen je Erwerbsperson, gefolgt von Muskelskeletterkrankungen wie Rückenschmerzen mit 2,8 Fehltagen.
„Der Krankenstand hat 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Auch wenn das Ergebnis nach den Erkältungswellen im Frühjahr und Herbst nicht überraschend kommt, ist es für die Wirtschaft alarmierend“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Die hohen Fehlzeiten beeinträchtigen die Arbeitsabläufe vieler Betriebe und Behörden – besonders dann, wenn die Personaldecke durch den Fachkräftemangel immer dünner wird.“ Die aktuellen Kurzzeit-Fälle wegen Bronchitis und Co. seien dabei gar nicht mal das größte Problem, sondern die Langzeit-Fälle. „Betriebe haben in den zurückliegenden Jahren immer mehr im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements getan, aber unsere Zahlen zeigen, dass das nicht ausreicht. Wir brauchen in Deutschland eine Offensive für das betriebliche Gesundheitsmanagement.“
Auch die neuen Arbeitsmodelle seien hier in besonderem Maße zu berücksichtigen. „Durch die Pandemie kam es zu Verwerfungen und zur Neugestaltung der Arbeit“, sagt Nürnberg. „Das mobile Arbeiten, die Digitalisierung und New Work haben das Arbeitsleben revolutioniert.“ Ohne ein begleitendes betriebliches Gesundheitsmanagement drohe durch die Flexibilisierung der Arbeit eine Überforderung. „Stress ist laut Weltgesundheitsorganisation die Gesundheitsepidemie des 21. Jahrhunderts. Das betriebliche Gesundheitsmanagement muss hier zielgruppengerechte, niedrigschwellige Angebote machen, um die Mitarbeiterschaft präventiv zu unterstützen.“