Uhrmacherei Boxberg. In Deutschland arbeitet rund ein Viertel der Erwerbstätigen zumindest gelegentlich im Home-Office. Im Handwerk ist das aber eher noch unüblich. In Overath hat es jetzt ein Uhrmacher seiner Uhrmachermeisterin ermöglicht, von zu Hause zu arbeiten.
Christina Kessler ist als Uhrmachermeisterin begeistert von ihrem Handwerk. Die filigrane Arbeit beim Reparieren hochwertiger Uhren ist ihre Leidenschaft. „Das brauche ich im Leben“, sagt die 30-Jährige. „Aus etwas Kaputtem wieder etwas Vernünftiges, Laufendes zu machen, das dann im neuen Glanz erstrahlt, das fasziniert mich.“ Vor anderthalb Jahren ging sie in Mutterschutz, bekam einen Sohn und nach der Elternzeit wollte sie unbedingt wieder bei ihrem Chef, dem Overather Uhrmacher Timo Boxberg, arbeiten. 2013 hat sie dort ihre Ausbildung gemacht und arbeitet seitdem für Boxberg. „Es war für uns beide immer klar, dass wir zusammen weitermachen wollen, auch nach der Schwangerschaft.“ Aber sie wollte nicht wieder täglich mit dem Auto nach Overath. Der Sohn sollte noch nicht mit einem Jahr in den Kindergarten und die junge Mutter wollte Zeit mit ihrem Kind verbringen. „Ich wohne in Remscheid und das sind bis Overath rund 70 Kilometer einfache Strecke, das summiert sich. Da war es ausgeschlossen, dass ich wieder jeden Tag in die Firma fahre.“
Uhrmachermeister und
Geschäftsinhaber Timo Boxberg
Also suchten Boxberg und Kessler gemeinsam nach einer Lösung. „Wir haben zu Hause ein bisschen Platz und dann war relativ schnell klar, dass wir bei mir einen Arbeitsbereich einrichten werden, und das haben wir getan.“ Boxberg nahm die Investitionen in Kauf, um die hochqualifizierte Fachkraft zu halten. Mit seiner Uhrmacherei Boxberg aus Overath-Vilkerath, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert, nimmt er so eine Pionierrolle im Handwerk ein. „Wir sind stolz darauf, Vorreiter in der Uhrenbranche zu sein und diese innovative Arbeitsform zu ermöglichen“, sagt Boxberg. „Unser Ziel ist es, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die sowohl den Bedürfnissen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch den hohen Qualitätsanforderungen unserer Kunden gerecht werden“, erklärt der Inhaber, der ebenfalls Uhrmachermeister ist.
Die Einrichtung einer voll ausgestatteten Uhrmacherwerkstatt ermöglicht es Kessler nun, die meisten ihrer Aufgaben zu Hause zu erledigen. „Es ist richtig cool“, sagt sie. „Ich kann endlich wieder arbeiten und ich finde es schön, dass wir diesen Weg zusammen weitergehen.“ So hat sie viel Zeit für ihr Kind und kann ihren geliebten Beruf weiter ausüben.
Uhrmachermeisterin Christina Kessler
Spezielle Tätigkeiten wie die Aufarbeitung von Uhrengehäusen oder Dreharbeiten sind aufgrund der teuren Maschine aber nur in der Firma möglich. Auch persönliche Absprachen zu den zu erledigen Arbeiten sind bei einem solchen Handwerk erforderlich. So fährt sie ein bis zwei Mal pro Woche in die Firmenwerkstatt. Das macht sie gerne. „Ich freue mich immer, auch mal in die Firma zu fahren, bin gerne in der Firma und arbeite auch gerne mit den Kollegen zusammen.“