Serie mit Oldtimer-Spezialist Alfred Noell
Die englischen Sportwagen der 1950er-/1960er- Jahre hatten häufig überraschende technische Innovationen. Bekanntes Beispiel: Der quer eingebaute Motor des Mini, der mit einem Cooper S-Motor dreimal die Rallye Monte Carlo gewinnen konnte.
So wurden die Fahrzeuge von Lotus erstmals mit einer Kunststoff-Karosserie in Leichtbauweise produziert. Getreu dem Motto des genialen Konstrukteurs Colin Chapman, der mal gesagt hat: „Warum sollen die Motoren unnützes Material beschleunigen“. Das bezog sich beim „Leichtbau-Papst“, wie er auch genannt wurde, nicht nur auf die Karosserie, sondern er machte alles, was aus Metall war, filigraner, um Gewicht zu sparen. Das ging so weit, dass man ihm vorwarf, die Sicherheit seiner Kunden und Rennfahrer zu gefährden. Besonders, als er in die Formel 1 einzog.
Klappscheinwerfer
Solch einen Lotus Elan +2 130/5, Baujahr 1973, besitzt Mario Lütz aus Sankt Augustin. Der Wagen mit einem Ford-Motor, mit 1.563 ccm und 93 KW hat durch die Leichtbauweise eine im Kfz-Brief eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h. Schon immer schwärmte Mario Lütz von einem Lotus. Mit 18 sah er einen bei einem Besuch in Stuttgart und sein Entschluss stand fest: „So einen will ich später auch mal haben!“ Zuerst aber kam die Berufsausbildung als Kaufmann, Mechatroniker und Karosseriebauer. Dann übernahm er 2001 die von seinem Vater schon 1979 an gleicher Stelle gegründete Firma „Peters Autoboutique“. Aber 2010 war es dann endlich so weit, er konnte sich seinen Traum erfüllen. Durch intensive Recherche erfuhr er, dass ein Objekt seiner Begierde in Wales/Großbritannien zum Verkauf stand. Telefonate hin und her und dann fuhr er mit Freund und PKW-Anhänger auf die Insel. Nach zäher Verhandlung konnte man den schönen Lotus Elan +2 aufladen.
Gelochtes Dreispeichen-Lenkrad.
Nun begann eine eindrucksvolle Rückreise über die ganze Insel und bei jedem Halt standen Menschen um das Auto und bewunderten das schnittige Coupe, denn es war auch in England relativ selten. Von den Lotus Elan-Modellen wurden insgesamt nur 17.224 Stück gebaut und die waren über ganz Europa und die USA verstreut. Mario Lütz weiß also, was für ein Schätzchen er besitzt, denn nur ganz selten wird dieses Auto mal auf einschlägigen Kanälen oder in Fachzeitschriften angeboten. „Der läuft und läuft und läuft“, sagt Mario Lütz, „vielfach fahre ich damit sogar zu Kunden, denn das Auto muss bewegt werden. Ich halte nichts davon, wenn es nur in der Garage steht.“
Natürlich gibt es auch Lotus-Oldtimer-Clubs, denn Lotus hat ja auch noch andere Modelle gebaut, zum Beispiel den noch älteren Elite, die offenen Super Seven oder den flachen Lotus Europa. Der geniale „Meister Leichtbau“ Colin Chapman starb allerdings schon sehr früh, im Alter von nur 54 Jahren. Sein Werk wechselte dann mehrfach den Besitzer, aber die schönen leichten Lotus gibt es heute noch, hergestellt in Malaysia.
Beitragsbild: Frank Gemballa