Von dem neuen Cannabis-Gesetz profitieren auch die Großhändler für medizinisches Cannabis. Deren Produkte fallen nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz, Ärzte können sie seit dem 1. April wesentlich einfacher per normalem Rezept verordnen. Die Branche rechnet mit deutlichem Wachstum.
Verschreiben können Ärzte THC-haltige Cannabisprodukte schon seit 2017. Krebs- und Aids-Patienten profitieren von den Wirkstoffen, auch bei chronischen Schmerzen, Epilepsie oder Multiple Sklerose schreiben Ärzte seitdem Cannabis auf das Rezept, wenn andere Medikamente nicht weiterhelfen. Allerdings mussten sie bislang dabei das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) beachten und konnten es nicht mit einem normalen Rezept verordnen. Seit dem 1. April aber ist genau das möglich, denn durch das neue Cannabisgesetz fällt der Wirkstoff THC nicht mehr unter das BtMG.
„Seit dem 1. April erleben wir einen stark steigenden Anstieg bei der Nachfrage von Medizinal-Cannabis. Unser Umsatz hat sich in diesem Monat verdoppelt“, sagt David Henn. Er ist CEO der Kölner Cannamedical Pharma GmbH. 2016 gründete er den Großhandel für medizinisches Cannabis, heute gilt Cannamedical als eines der führenden Unternehmen für den Import und den Handel von Cannabis. Die Erwartungen durch das neue Gesetz sind groß: „Wir gehen von zusätzlichen zwölf Millionen Euro Umsatz für das Geschäftsjahr 2024 aus. Auch die Anzahl der Apotheken, die bei uns bestellen, hat sich verdoppelt. Hier sehen wir auch viele neue Apotheken, die zum ersten Mal bei uns bestellen.“ So geht auch die Apothekenkammer von einem Anstieg von 100 Prozent bei entsprechenden Verordnungen aus. Profitieren werden aber voraussichtlich erst einmal die Privatpatienten. Gesetzliche Krankenkassen genehmigen nämlich längst nicht alle Therapien mit Cannabis.
Die Cannamedical ist spezialisiert auf den Import von qualitativ hochwertigen medizinischen Cannabisprodukten. Die Hauptbezugsquellen sitzen in Kanada, in Australien und den Niederlanden. Wie bei allen medizinischen Produkten legt das Unternehmen Wert auf einen hohen Grad an Produkt-Standardisierung, auf sortenreine Produkte höchster pharmazeutischer Qualität und handelt nach den GMP- und GDP-Richtlinien (Good Manufacturing Practice und Good Distribution Practice).
Das Großhandelsunternehmen hat sich neben dem Import und Vertrieb auch der Forschung und Entwicklung verschrieben. „Wir möchten die Lebensqualität unserer Patienten verbessern“, sagt Henn. Gerade läuft eine Studie zur Wirksamkeit von Schmerztherapien mit Cannabis. 500 Cannabis verordnende Ärzte in Deutschland sind in die Langzeitstudie eingebunden. Henn: „Ziel der Studie ist es, zu bestätigen und empirisch zu belegen, dass eine Therapie durch Medizinal-Cannabis zu einer Verbesserung beim Schmerzempfinden und der Lebensqualität führt.“ Zurzeit werden die ersten Ergebnisse ausgewertet.