Fast genau 22 Jahre ist es her, seit Claudia Schall den Chefsessel bei Radio Leverkusen erklommen hat, nur drei Jahre später übernahm sie die Chefredaktion von Radio Berg. Beide Male als Nachfolgerin eines männlichen Kollegen und nicht gänzlich ohne kritische Blicke von außen. Doch die leidenschaftliche Journalistin überzeugte Kritiker durch Kompetenz, Engagement und Teamgeist.
Nicht nur in ihrer Zeit beim Leverkusener Lokalsender, sondern auch in ihren sechs Jahren bei Radio Berg hat sie zweifelsfrei Spuren hinterlassen. Beide Stationen stiegen unter ihrer Führung zum jeweils meistgehörten Sender im Gebiet auf. Wenig verwunderlich also, dass der größte Privatsender von NRW auf sie aufmerksam wurde. Vor 13 Jahren übernahm sie die Chefredaktion bei Radio Köln, und, wie könnte es anders sein, wieder von einem Mann und wieder äußerst erfolgreich.
Heute lebt die engagierte Radiofrau innerhalb der Woche in Köln, wohl auch um möglichst schnell auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können. An ihren freien Wochenenden genießt sie das Land- und Familienleben in ihrem Häuschen im beschaulichen Kürten, um sich einem guten Buch oder aber, noch lieber, ihren beiden Enkelkindern widmen zu können.
Ich bin keine Einzelkämpferin.
Claudia Schall
Fragen an Claudia Schall
Können Sie beim Nichtstun nichts tun?
Ja, kann ich – sofern sich das auf „Bewegungslosigkeit“ und nicht aufs Denken bezieht. Am besten gelingt mir das mit Blick aufs Meer. Wellenbewegung hat für mich etwas Meditatives.
Sind Ihnen Menschen, deren Verhalten Sie an sich selbst erinnert, eher sympathisch oder unsympathisch?
Wie heißt es doch so schön: „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“ Vermutlich intuitiv. Aber spannender sind für mich eigentlich Menschen, die anders als ich „ticken“.
Schätzen Sie Ihre Stärken mehr als Ihre Schwächen?
Meine Schwächen empfinde ich als Herausforderung. Und bin deshalb froh über meine Stärken, die es mir erlauben, an meinen Schwächen zu arbeiten. Wohlgemerkt … ohne Anspruch auf Erfolg.
Interessiert Sie bei Menschen eher die Seite, die sie Ihnen zuwenden oder die, die sie vor Ihnen verbergen?
Sicherlich auch berufsbedingt kratze ich gerne an „Fassaden“. Oberflächlichkeit langweilt mich.
Es gibt zwei Sorten von Menschen: Solche, die gern in Gesellschaft traurig sind, und solche, die lieber allein traurig sind. Zu welcher Sorte gehören Sie?
Ich bin dankbar dafür, dass ich die Wahl habe – ob ich etwas mit mir alleine austrage, oder mich von Familie und Freunden unterstützen lasse.